Tied up in Nottz – with a ‚Z‘, you cunt
Heute schreibe ich was über ein Konzert in der Markhalle am Sonnabend den 17. März. Der Haupt-Act: EA80 – für die ich entweder zu alt, oder zu jung bin. Der Grund meiner Anwesenheit war der Support: Die ‚Band‘ auf der Bühne: ‚Sleaford Mods“ aus, nein, nicht Sleaford sondern Nottingham, und der heißeste Scheiß aus England gerade. Sind das Mods? Jason Williamson, den ‚Sänger‘ der Band könnte man rein äußerlich dafür halten. Andrew Fearn wiederum, der Mann an der Bierflasche, der die Tracks vom Laptop startet, sieht eher aus, als würde er den ganzen Tag auf dem Sofa sitzen.
Über irgendeinen Internet-Link hatte ich ein Video von den Mods gesehen und war sofort äußerst angetan von der Kompromisslosigkeit, die mir da entgegen bollerte. Was war denn das? Ich musste an die Krupps denken – die aus den Achtzigern – oder DAF? Nö, moderner. Unschnöseliger. Mit Rap? Oder ist das Poetry?!? Hm. Jedenfalls angenehm energetisch und rough und gleichzeitig unbekümmert und leicht – und lustig.
So war es denn eine Freude wenig später gleich zwei Konzerte in Hamburg angekündigt zu sehen. Am Freitag im Golden Pudel und am Samstag in der Markthalle.
Und wie ist das dann? Zwei Männer, ein Laptop, ein Mikro, Bier, Wasser und Schweiß? Leider viel zu leise und zu kurz und sonst nicht viel anders, als in den Videos. So steht dann Andrew Fearn, der Musiker des Duos, wippend auf der Bühne, trinkt ein Bier nach dem anderen und startet den nächsten Track, während sich Jason Williamson dafür um so mehr am Mikrofon abarbeitet, Grimassen zieht und dabei richtig ins Schwitzen kommt. Aber dann ist das tatsächlich Musik zum zuhören. Und das macht Spaß. Überhaupt hat das alles sehr viel mit Humor zu tun.
Leider gibt es keine Zugabe. Die Zeit… die Müdigkeit…
Ich schaue noch ein bisschen EA80 – ich bin zu alt/jung – und beschließe meinen leeren Bierbecher abzugeben und mit CD und T-Shirt nach Hause zu fahren. Da steht plötzlich Andrew Fearn neben mir an der Bar. Ganz frischer Fan kann ich es mir nicht verkneifen ihn zu seiner Großartigkeit zu beglückwünschen und ihn zu fragen, ob es für ihn OK war. Im Folgenden habe ich versucht ihn so gut es ging zu verstehen und mit ihm anzustossen. Ich glaube, es ging in etwa darum: Sie seien komplett müde und im Eimer, das wäre jetzt der zehnte Abend in Folge gewesen, an dem sie gespielt hätten und er sei ja immerhin schon 42 und so extrem habe er das auch noch nicht erlebt und es sei schon eine echte Strapaze, wenig Schlaf, die ganze Zeit nur Junkfood und ich meine er nannte mir auch eine Zahl, wie viel sie für die Tour bekommen, aber sie hätten ja auch nicht so viel Gepäck, deswegen ginge das schon irgendwie. Der ganze Hype im Moment sei lustig und er würde immer amüsiert lesen, was alle so schreiben und in welcher Schublade sie jetzt wieder landen. Dabei würden sie doch nur Musik machen und das schon seit vielen Jahren und es würde ihm nur um die Musik gehen und jedes Scheiß Genre sei doch nichts anderes als ein Knast, in dem man dann säße, zusammen mit seinen Fans, dabei sei Musik doch so wunderbar und grenzenlos. Er mache das schon seit den Achtzigern, damals mit einem Amiga und er habe schon immer so Zeug gemacht und er hätte das alles auf ein paar Festplatten. Er habe mal Experimente mit Tonbandschleifen gemacht. Der Track von ‚Donkey‚ sei einer von diesen alten Loops. Das würden sie ausbuddeln und dann einen Track daraus machen. Was soll das für ein Genre sein? Britpop? What the Fuck is Britpop? Er würde sich mit Jason zusammensetzen, dann gäbs ein Bier und dann machen sie die Tracks und das sei überhaupt das Lustigste, was man sich auf der Welt nur vorstellen kann und sie würden sich regelmässig über ihre Texte weglachen. Das meiste käme zwar von Jason, aber manchmal gäbe auch ein Wort das andere und dann hätte man es. Es klang, als berichtete er mir von einer sehr lustigen und kurzweiligen und heilsamen Beschäftigung – ich musste sofort an den Trialog denken. Es klang wie die Beschreibung sehr fruchtbarer persönlicher Interaktion und ich konnte sofort verstehen, warum er das macht. Jedenfalls würde er immer auf der Bühne so ernst und cool rumwippen und er sei sich nicht sicher, ob die Leute verstehen, wie lustig das Ganze eigentlich ist. Aber er hätte ja nichts zu tun und würde sich immer die Gesichter von den Leuten im Publikum ansehen und regelmässig, wenn die Refrains kommen, fangen alle an zu lächeln. Er hat mir dann ein paar Fotos von den lächelnden Fans auf seinem Smartphone gezeigt. Jedenfalls sei Deutschland super und viel liberaler als GB und das Bier natürlich und Jägermeister und alle seien total nett aber er sei auch müde und müsse jetzt Jason seinen Jägermeister bringen. Supernett, alles Gute, it was very nice to meet you Andrew and greetings to Jason.