Schlomos Feuilleton #05

Alle sind Kybernetiker

Auszug aus einem Interview mit Heinz von Foerster, geführt von Christina Waters in Santa Cruz, Kalifornien, 1999. Übersetzt von Schlomo.

[…]

Christina Waters: Warum ist die Kybernetik nicht zu einem Mainstream-Unternehmen geworden? Warum wissen nicht alle Menschen […], was Kybernetik ist?

Heinz von Foerster: Aber sehen Sie, sie ist es doch! Kybernetik ist in jedem zweiten Wort. Wenn Sie die Zeitung [sic] öffnen, dann ist da Cyberspace, Cybersex, Cyberdies und Cyberdas. Alles ist kybernetisiert.

CW: Aber das ist nicht Kybernetik. [Wir lachen beide]

HvF: Nein, aber „cyber“ ist da. Nehmen sie einen Ausdruck wie „Feedback“. Jeder weiß, was Feedback ist. Das hat die Kybernetik vollbracht. Solche Dinge. Ich denke die Kybernetik verbindet untergründig. Sie ist implizit. Untergründig ist sie vollkommen lebendig, nur nicht explizit.
In manchen Fällen, finde ich, ist es wichtiger, dass etwas implizit agiert, statt explizit, weil das Implizite viel mehr Macht hat.

CW: Also denken Sie, dass sie auf eine Art den intellektuellen Mainstream infiltriert hat?

HvF: Absolut! Niemand kann reden, ohne dass wenigstens die Anwesenheit der Kybernetik operational ist. Die Anwesenheit dieser Idee ist absolut lebendig, es wird nur nicht explizit ein Bezug zu ihr hergestellt. Ich finde es sehr mächtig, dass sie im Untergrund ist. Weil die Leute sich dessen nicht bewußt sind – und sie daher nicht ablehnen.

[Wir lachen]

CW: Sie ist in den Untergrund gegangen und wir benutzen sie, ob wir das nun wissen, oder nicht.

HvF: Ja, genau.

CW: Wer treibt die Kybernetik heutzutage voran?

HvF: All die Internetleute, alle heutigen Computerleute. Sie sind alle Kybernetiker, ob sie das nun mögen, oder nicht.

[…]

Das gesamte Interview kann man hier lesen:
http://www.univie.ac.at/constructivism/HvF/festschrift/waters.html

Heinz von Foerster selbst hat nie einen Computer besessen.

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